Das ARBORETUM
An diesem besonderen Baumgarten fällt zuerst die geometrische Form auf: die achsiale Ausrichtung Ost-West und die Doppel-Kreisanordnung der Bäume und Gehölze.
Der Grundriss besteht aus zwei verschiedenen Kreisen, die sich teilweise überschneiden. Das Verhältnis ist ein ideales Maß: der kleinere Kreis-Radius verhält sich zum großen wie 3:4, der Abstand der Mittelpunkte dazu hat das Maß 5. Ein aufmerksamer Betrachter empfindet diese Harmonie, es ist die Harmonie des goldenen Schnittes. Im großen Kreis erlebt man horizontale Weite, im kleinen fühlt man mehr eine nahe Aufrechte.
Man kann im Erleben frei wechseln zwischen dem Fortschreiten in einer Richtung entlang der Mittelachse oder im verweilenden Betrachten im großen und im kleinen Kreis.
In solchen Verhältnissen ahnt man etwas davon, wie die schaffenden Kräfte aus dem Kosmos und die erschaffene Naturvielfalt auf der Erde zusammenhängen. Der weite Himmel mit seinem Licht oben, die lebendige Erde unten und die Weite rundum, das ist an diesem Ort durch die besondere Gestaltung erlebbar.
Die Bäume sind so gewählt, dass sie stellvertretend stehen für die sieben wichtigsten heimischen Arten. Aus alt hergebrachter Weisheit sind sie verbunden mit den 7 Tagen der Woche und den 7 zugehörigen Planeten. Vom Eingang her sind dies: Hainbuche, Esche, Kirsche, Eiche, Ulme, Ahorn und Birke. Im Laufe des jahrelangen Wachstums werden die Bäume gemeinsame Kronen bilden, ein Gleichnis dafür, wie der Einzelne lebt in der Gemeinschaft.
Jeweils eine Baumgruppe im kleinen Kreis bezieht sich auf den Raum zwischen zwei einzelnen Bäumen im großen Kreis. Was im kleinen Kreis innen geborgen erscheint, zeigt sich außen im großen Kreis einzeln (siehe Abbildung links).
Der Grundriss und die Folge der Bäume ist vom Bau des Ersten Goetheanum in Dornach / Schweiz im Maßstab 1:1 abgeleitet. Dieser einzigartige Bau der Erkenntnis vom Zusammenhang zwischen dem geistigen Ursprung und seiner Offenbarung in der diesseitigen Welt war von Dr. Rudolf Steiner (1861-1925) entworfen, wurde aber durch Brandstiftung in der Sylvesternacht 1922/23 zerstört.
Der Name Goetheanum für diesen Bau leitet sich her von Johann Wolfgang von Goethe, der ein ebenso bedeutender Naturforscher wie Dichter war, besonders auf den Gebieten der Pflanzen-Metamorphose und der Farbenlehre. Seine unvoreingenommene Art des Anschauens und Denkens ist Grundlage für Forschungsarbeit am Goetheanum, mit solchem Sinn ist auch das Arboretum verbunden.
Einige Grundgedanken dieser Bauidee sind nun im lebendigen Wachsen wieder entstanden.
Die natürlichen Wachstumsvorgänge werden hier behutsam gelenkt, so dass Bäume und Hecken sich in künstlerischer Form mehr und mehr zu einem Ganzen bilden.
Im Laufe der Zeit sind in diesem Rahmen passende Veranstaltungen vorgesehen, z.B. Aufführungen der Bewegungskunst Eurythmie, oder Schauspiele wie z.B. Shakespeares „Sommernachtstraum“, sowie Jahreszeiten-Feste wie z.B. Michaels-Fest.