DAS GinCo PROGRAMM Mit Beginn der Pubertät (etwa in der 6. Klasse) brechen Mädchen häufig die Schule ab. Gründe sind finanzielle Notlage, fehlende Mittel zur Menstruationshygiene, Frühschwangerschaften, Zwangsverheiratung und Prostitution. Auf Grund begrenzter finazieller Mittel förderte GinCo zu Beginn bei jeweils 10 Mädchen ausschließlich den Besuch der 8. Klasse. Dies bot Anreiz die Schule mit einem Abschluss zu beenden. Bei den jährlichen Treffen berichteten die Teams und Lehrer, dass der Zeitraum eines einzigen Schuljahres, in dem auch viele Prüfungen abgelegt werden müssen, für Entwicklungsprozesse auf verschiedenen Ebenen zu kurz ist. Gerade die Gruppenarbeit der Mädchen und Mütter zur Stärkung ihres Selbstwertes benötigt einen längeren Zeitraum, um stabile, nachhaltige Wirkungen zu erreichen. Schrittweise konnte GinCo den Förderungszeitraums auf drei Jahre erweitern. Auswahl der Mädchen Vorgeschlagen werden die GinCo Mädchen in der Regel von ihren Lehrern und Lehrerinnen. Es hat sich im letzten Jahr als sinnvoll erwiesen, die Anzahl der Schulen auf zwei bis drei benachbarte Schulen zu begrenzen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit und fördert die Gruppenbildung und gegenseitige Unterstützung der GinCo Mädchen. Hauptauswahlkriterium ist Bedürftigkeit. Viele Familien sind so arm, dass sie keine täglichen Mahlzeiten zubereiten können. Die Kinder dieser Familien kommen hungrig in die Schule und haben folglich große Konzentrationsprobleme. Oft mangelt es an Geld für Kleidung. Erhalten die Kinder eine Schuluniform, ist das oft das einzige Kleidungsstück, das Tag und Nacht getragen wird. Weitere Auswahlkriterien sind Motivation und Durchhaltevermögen. Die vorgeschlagenen Mädchen schreiben eine Bewerbung, die auch an GinCo Deutschland weitergeleitet wird. Entschieden wird aber jeweils vor Ort. Wenn während des Schuljahres ein Mädchen aus dem Programm ausscheidet, wird nachbesetzt. Materielle Unterstützung Jedem Team wird ein Grundbetrag zur Verfügung gestellt, mit dem Uniformen, Lehr- und Lernmaterial, Prüfungsgebühren und eine warme Mahlzeit finanziert werden. Darüber hinaus entscheiden die Teams je nach Region im Rahmen des Grundbetrages über Sonderausgaben z.B. für Pflegemittel, Kleidungsstücke, Decken. Zusätzlich erhalten die Teams einen gesonderten Betrag für Menstruationshygiene. Jedes Mädchen erhält zu Beginn des 6. Schuljahres eine Solarlampe um abends Hausaufgaben machen zu können, da in den Hütten der Mädchen keine Elektrizität vorhanden ist und ab 19.00 Uhr Dunkelheit herrscht. (Durch die Nähe zu heimischen Glimmfeuern entstehen oft starken Augenentzündungen.) Nach Beendigung der Grundausbildung (8. Klasse) werden allen Mädchen im Zusammensein mit den Eltern oder Verwandten solide Schuhe überreicht. Viele Mädchen besitzen entweder gar keine Schuhe oder nur Flipflops; für weiteren Schulbesuch oder eine Ausbildung wird aber festes Schuhwerk benötigt. Mädchengruppen Wesentlich in der Arbeit mit den Mädchen ist die Schaffung eines Bewusstseins über den eigenen Wert und die eigene Würde. Häufig wissen die Mädchen und auch Frauen durch jahrelange Unterdrückung nicht, dass sie das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Anspruch auf Schutz vor Ausbeutung und sexueller Gewalt haben. Diese Rechte sind in der UN Kinderrechtskonvention eindeutig festgelegt und werden in den Mädchengruppen besprochen. In den Gruppen werden die Mädchen ermuntert, über eigene Sorgen zu sprechen, Bedürfnisse und Wünsche zu äußern und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie üben, sich auszudrücken, in der Gruppe das Wort zu ergreifen und die eigene Position zu vertreten. Gleichzeitig wird Wert darauf gelegt, dass sie zuhören können und gemeinschaftlich Lösungen finden können. Damit werden auch die Voraussetzungen geschaffen, dass die Mädchen demokratische Prozesse verstehen und an ihnen mitwirken. Gestärkt werden soll der Selbstwert der Mädchen, aber auch ihr Selbstwirksamkeitserleben, d.h., dass sie Gestaltungsmöglichkeiten für ihr Leben entdecken und spüren, dass sie durch ihr Handeln etwas bewirken können. Gemeinsame Treffen zwischen Müttern und Töchtern sollen das gegenseitige Verständnis verbessern und eine Annäherung ermöglichen. Mentorinnen Ausbildung Ebenso wichtig wie die Arbeit in den Mädchengruppen ist die Einbeziehung der Mütter. Viele Frauen haben keinen Schulabschluss, können nicht lesen und schreiben, beherrschen die englische Sprache nicht und können daher am gesellschaftlichen Leben nur in engen Grenzen teilnehmen. Um die Schullaufbahn ihrer Töchter unterstützen und z.B. auf Hilfe im Haushalt verzichten zu können, ist es unerlässlich, dass sie sich in der Gruppe mit ihrer eigenen, leidvollen Geschichte beschäftigen. Sie haben in den Gruppen die Möglichkeit, selber zu lernen (Gesundheit, Sexualität, aber auch Lesen und Schreiben) und entwickeln sich so zu Mentorinnen, die die Mädchen in der Schule unterstützen. Sie machen Hausbesuche, wenn Mädchen dem Unterricht fernbleiben und sind Ansprechpartnerinnen bei persönlichen Problemen. Durch die Anwesenheit von Müttern in der Schule hat sich der Prozentsatz von Frühschwangerschaften und Vergewaltigungen sowie Schulabbrüchen deutlich verringert. Die Teams Alle GinCo Teams arbeiten ehrenamtlich. Aufwandsentschädigungen gibt es für die Mädchengruppen, Mentorinnen Ausbildung und deren Durchführung sowie – in der Anfangszeit – für Teamkoordination. In den ersten Jahren arbeiteten die kenianischen GinCo Teams eher isoliert. Um die Kommunikation zwischen den Teams zu fördern und Kontakt zu GinCo Deutschland zu halten, benötigt GinCo eine(n) kenianische(n) Koordinatorin/Koordinator. Durch regelmäßige Treffen und Arbeitsgruppen, zu denen alle Teams nach Nairobi reisten, hat sich der Kontakt untereinander intensiviert. Bei diesen Treffen werden alle wichtigen Themen diskutiert und die Weiterentwicklung von GinCo gemeinsam geplant. Die Teams sind dadurch jetzt gut vernetzt und unterstützen sich gegenseitig. In den kenianischen GinCo Teams finden sich sehr unterschiedlich qualifizierte TeilnehmerInnen. Es gibt z.B. Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen , Buchhalterinnen. 2017 fand einel Inhouse-Fortbildung zum Thema „Mädchengruppen“ und Mentorinnenausbildung statt. Die Arbeit nach dem Ansatz des „Empowerment“ führte dazu, dass sich auch innerhalb der Teams mehr Kreativität und Motivation entwickelt hat. Ausblick
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