Berichte von der diesjährigen Reise nach Kenia


2./3.11.2018
 
Mit KLM sind wir wieder gut in Nairobi gelandet und wie immer in unserem Godial Bed and Breakfast freundlich empfangen worden.
Durch Fotograf Jean Molitor hatten wir in diesem Jahr einen ganz anderen Zugang zu Nairobi: wir durchstreiften die Stadt auf der Suche nach Häusern der Neuen Moderne, des Architekten Ernst May und wurden fündig. Das erste Mal hatten wir Augen für die unterschiedlichen, zum Teil sehr interessanten Gebäude im Zentrum von Nairobi.

 
 
 





















Am Samstag waren wir dann das erste Mal in Kibera im Mchanganyiko und trafen dort unsere Kooperationspartnerinnen Zena und Mama Hamza von GinCo Kibera. Zena hatte am Vortage ein Seminar durchgeführt zu Extremismus, um die Eltern für Frühwarnzeichen zu sensibilisieren. Scheinbar wird in Kibera von der Al Schabab intensiv versucht, junge Menschen anzuwerben, mitzunehmen und für ihre Zwecke zu benutzen.

 
 
 





















Zena ist jetzt Kleinunternehmerin und stellt Saft aus Zuckerrohr her, den sie in Kibera verkauft, um das geringe Einkommen zu erhöhen. Ihre Mutter, Mama Hamza, bekommt keinen Cent Rente!
 
 
Gemeinsam planten wir die weiteren Besuche in Kibera, Watoto und die Fahrt nach Meru. 5.11.2018
In Kibera wurden die Mitglieder von GinCo Germany, Bernd Pfeiffer, Helga Oback, Jutta Wolf, Gudrun Korthus und Ulrike Behme-Matthiessen, von Mama Hamza herzlich willkommen geheißen.
Sie berichtete ernüchtert von der aktuellen politischen Situation in Kenia mit nach wie vor ausgeprägtem Tribalismus und Korruption. Nach wie vor erlebt sie sich als Nubierin benachteiligt, obwohl sie in der 3. Generation in Kenia lebt. Sie hat sich 40 Jahr für das Gemeinwesen engagiert, hat u.a. verschiedene Frauengruppen aufgebaut, erhält jetzt aber keine Rente und ist von ihren Kindern abhängig.

 
 
 





















Danach trafen wir uns mit den 10 GinCo Mädchen, die alle in einer Klasse sind. Wir waren überrascht, wie stark das Zentrum Mschanganyiko besucht wird, wieder fand eine große Veranstaltung statt.
Die Mädchen beeindruckten uns durch ihre Selbstsicherheit, sie antworteten auf Fragen zu Schulalltag, Talenten und Zukunftsvorstellungen. Die Berufsvorstellungen waren zum großen Teil unrealistisch (Journalistin, Pädiaterin, Juristin etc). Wie schon in den Jahren vorher wird eine handwerkliche Ausbildung nur als Notnagel angesehen.
Bei Thema „Belastung durch Hausarbeit“, bzw „ Habt Ihr freie Zeit für euch?“ fingen mehrere Mädchen an zu weinen, weil auf ihnen die ganze Last des Haushaltes und der Versorgung der Geschwister ruht, da die Mütter arbeiten müssen Von den 10 Mädchen hatte keines einen Vater zu Hause.
 
Auf der anderen Seite gaben sich die Mädchen in der Gruppe viel Halt, Nähe, Mitgefühl und Unterstützung. Ein Gespräch über Talente eröffnete erstaunliche neue Perspektiven. Es outete sich ein Mädchen als Komödiantin, es gab eine Fussballerin und eine Sängerin, die auch gleich ein 10 strophiges Lied schmetterte.

 
 
 





















In Begleitung von Zena und Lehrern setzte sich dann der Zug mit uns und den 10 Mädchen in Bewegung, um die im Frühjahr 2018 angepflanzten Bäume zu bewundern. Die Pflanzaktion war von den Mädchen vorbereitet worden, die Bäume in der nahegelegenen Schule wirkten gut versorgt, ganz anders als in der danach besuchten Bezirksverwaltung von Kibera, wo sie dahin mickerten.
Für den Rückweg ins Mchanganyiko wurden wir alle in ein Matatu gestopft.
 
Beim Warten aufs Taxi zeigte Jutta Wolf den Mädchen einen kurzen Tanz, wofür sie sich mit einem eigenen Tanz bedankten.
6.11.2018
 
Heute besuchten wir das Skill Up Programm in Watoto, das berufliche Ausbildung
( vocational training) für 300 junge Menschen nach Abschluss der 8. Klasse anbietet und mit dem GinCo über die Welthungehilfe in Kontakt gekommen ist. Zena von GinCo Kenia hat 2018 sieben Mädchen nach Watoto in Ausbildungsprogramme vermittelt.
Gegründet wurde das Zentrum von einer katholischen Bruderschaft aus Uganda, zu Beginn gab es nur eine Grundschule, die berufliche Ausbildung kam 2009 ( finanziert durch u.a.
Welthungerhilfe) dazu. 2014 wurde eine Babygruppe eröffnet, so dass auch junge Mütter ihre Ausbildung fortsetzen können. Folgende Ausbildungen werden angeboten:

 
 
 



















Schneider – Design
 
 
Catering Kunsthandwerk Mechaniker/in Elektriker/in
Dazu kommt eine Grundausbildung am PC.
 
Es wird „ kitchen gardening“ betrieben, so dass die jungen Menschen lernen, auch auf kleinem Raum etwas für den Eigenbedarf anzubauen, da Lebensmittel in Kenia extrem teuer geworden sind.

 
 
 




















Die Kosten (ca 1200 Dollar pro Jahr) müssen zu einem Drittel während der Ausbildung bezahlt werden, der Rest kann später abbezahlt werden, wenn eine Arbeit gefunden worden ist. Wichtig ist ein Eigenbetrag der Eltern, auch wenn er teilweise abgearbeitet wird, um Eigenengagement und innere Beteiligung zu stärken. Es gilt aber das Prinzip, dass keiner/keine aus finanziellen Gründen abgelehnt wird.
Gemeinsam mit Zena wurde unsere Gruppe sehr freundlich empfangen, durch alle Arbeitsbereiche geführt, anschließend gab es ein Gespräch mit LehrerInnen und ProjektorganisatorInnen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Es wurde deutlich, das die Ausbildungssituation in Kenia aktuell im Umbruch ist ( Pflicht zum Besuch einer Secondary School), so dass konkrete Planungen im Moment nicht möglich sind.
Anschließend wurden wir zu einem leckeren Mittagessen der Cateringklasse eingeladen.

 
Am Nachmittag gab es intensive Nachgespräche innerhalb der „GinCo Germany“ Gruppe darüber,
wie die Ausbildungsmöglichkeit im „Skill up“ Programm von GinCo finanziell unterstützt werden kann. Zena hat vorgeschlagen, dass GinCo die Hälfte des Elternbeitrages übernehmen könnte ( ca 200 Dollar pro Jahr ), wenn die Eltern nicht in der Lage sind, den vollen Beitrag zu zahlen.
Viele Ideen, viele Gespräche, ein anregender Besuch.
 
2. Bericht der Keniareise November 2018
 

7.11.2018

 
Am Mittwochnachmittag ging es gemeinsam mit dem Kibera Team (Mama Hamza, Zena und Jerry) mit einem Klein-Matatu mit sehr flottem Driver nach Meru. Wie jedesmal waren wir fasziniert von der abwechslungsreichen, sehr grünen und hügeligen Landschaft von Meru County.
  


Wir lieben Traditionen, so kamen wir wieder im Hotel Westwind unter.
 
Sehr enttäuscht waren wir, als wir erfuhren, dass weder das Team aus Kisumu, mit denen wir fest gerechnet hatten, noch das Wamba Team kamen. Rebecca vom Wamba Team war erkrankt und liegt in Maralal, der Bezikshauptstadt, im Krankenhaus, Jacinta ging nicht ans Telefon. Das GinCo Team Kisumu hatte angeblich den Termin vergessen. Wahrscheinlicher ist, dass Golda sich der Kritik an ihrer Mentorinnen Fortbildung durch die anderen Teams entziehen wollte.
Abends waren Ulrike und Gudrun eingeladen bei Dr. Sarah Kilimi, Chefin der kooperierenden NGO „TVT“ und langjährige Mitarbeiterin in der Uno (Vermittlerin im Versöhnungsprozess in Ruanda zwischen Hutus und Tutsi).


In ihrem wunderschönen Haus gab es Essen für eine ganze Kompanie, anwesend war Oliver, ehemaliger Mitarbeiter des TVT, sowie des GinCo Teams und jetzt ein guter Freund von uns. Er ist inzwischen Direktor eines Zentrums für behinderte Kinder, in dem 300 Kinder betreut werden.
 
 
   
Weiter war anwesend Doreen, jetzt CEO des TVT und zuständig für die Kooperation mit GinCo, eine junge und fitte Frau, die vor 4 Monaten ein Baby bekommen hat.
Gemeinsam bereiteten wir das GinCo Treffen für den nächsten Tag vor.
 

8.11.2018

 
Zu zehnt fuhren wir mit zwei Autos (Jeremy aus Kibera und Fotograf Jean im Kofferraum) 45 Minuten zum TVT Zentrum ins ländliche Umland Merus. Anwesend waren auch 10 Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen der umliegenden Schulen, sowie eine junge Ms Winfred Kagwiria, Senior Gender Advisor oft he Ministry of Education.
In einer allgemeinen Vorstellungsrunde bekamen auch die Mädchen viel Raum für eine persönliche Vorstellung. Im Gegensatz zu Kibera wirkten diese Mädchen deutlich belasteter mit sehr wenig Selbstbewusstsein und auch miteinander weniger verbunden.


Im Anschluss bekamen die Mädchen Taschen überreicht, die von Schülerinnen der Erzieherfachschule in Eckernförde liebevoll gestaltet waren (Vielen Dank an Susanne Koch).
  
Die Teams stellten Erfolge und Herausforderungen dar. Es wurde deutlich, dass der TVT bei der Auswahl der Mädchen besonders Waisen berücksichtigt und von daher mit 7 Schulen zusammenarbeitet. Das erklärt die hohen Transportkosten (Herausforderung!) ,da die Benzinpreise sich an unsere Preise angeglichen haben. Deshalb haben die Mädchen viel weniger Verbindung zueinander als in Kibera.
Herausfordernd in Kibera sind Drogen und das Erstarken der Extremisten von Al Shabab, die gezielt Jugendliche aus Kibera anwerben.

Im Anschluss hielt Ms. Winfred einen sehr interessanten Vortrag über das von Frauen entwickelte Empowerment Programm für Mädchen und Frauen des County Meru. Wichtigste Themen der Frauen waren erreichbare Wassertanks, Energiequellen und Einbezug der Männer in das Programm zur Erleichterung ihrer Lebenssituation.


Die aktive Beteiligung der Lehrerinnen und Lehrer war sehr erfreulich.
 
In der Mittagspause besuchten wir den genossenschaftlichen TVT Getreidespeicher, in den die Bäuerinnen aus der Nachbarschaft ihr Getreide lagern können, bis der Preis angemessen ist.
  

 
Danach erfolgte eine Demonstration der wiederverwertbaren, genähten Binden aus der Frauenkooperative des TVT.


Einen großen Raum nahm am Nachmittag das Mentoring Training ein. Hier gab es von beiden Teams große Kritik an der Durchführung des Programmes (zu wenig Eingehen auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Teams)
Gudrun und Ulrike stellten die Pläne für 2019 vor: Aufwandsentschädigung für jedes Team Einbezug der Klasse 7 auch in Kibera Verstärkte Kooperation mit Schulen
Zusammenarbeit mit Berufsbildung ( vocational Training) Erneute Tree Planting Aktion
Mehrfach wurde von beiden Teams der Wunsch an GinCo Germany gerichtet, wieder eine kenianische Koordinatorin zu bestimmen.
Das intensive Treffen, das um 10.00 begann, endete gegen 19.00 Uhr, Dr. Sarah war so in Eifer, dass wir Sorge hatten, die ganze Nacht weiter diskutieren zu müssen.
 
 

10.11.18

 
Am Freitag kamen Oliver und seine Frau Consolata zum Frühstück ins Hotel, wo wir dann zu elft angeregte Gespräche führten. Während wir immer auf die Uhr schauten, waren unsere afrikanischen Freunde völlig entspannt.
Danach besuchten wir eine Kooperationsschule des TV. Da nach den Abschlussprüfungen der Primarschulen im November und Dezember Ferien sind, trafen wir nur den Direktor, der aber wenig informiert schien über das GinCo Programm, obwohl 4 Schülerinnen an dieser Schule gefördert werden.




Von den gepflanzten Bäumen (es sollte ein „GinCo Forest“ werden) waren leider viele vertrocknet oder den Ziegen zum Opfer gefallen. Oliver schlug dem Direktor vor, eine
„Umweltgruppe“ zu gründen, die verantwortlich für die Pflege der Bäume ist. Er versprach sich weiterhin darum zu kümmern.


Anschließend fuhren uns Oliver und Consolata in die wunderbare Maua Ikweta Lodge. Hier tanken wir übers Wochenende Energie für den Besuch in Wamba.


  
 
Reisebericht November 2018
 
3. Reisebericht 12.11.2018
In Maua haben wir uns alle gut erholt. Zum Abschluss führte uns der Hotelmanager Peter noch durch die Gärten und das große Gewächshaus, in dem verschiedene Gemüse, Salate, außerhalb Tomaten angebaut wurden, alles biologisch. In dem über 6 Jahren aufgeforsteten Gebiet hängen an den Bäumen Mango, Papaya und Passionsfrucht. Ein gutes Gefühl, dass das Duschwasser Solar erwärmt wurde.
Zurück in Meru besuchte uns abends Anne Kalothie, eine ehemalige Mitarbeiterin des TVT mit Mann und Kind. Sie brachte uns Tee von ihrer neuen Arbeitsstelle mit, einer Tee- Kooperative. Die Kooperative ist in einer Umstellung zum Fair Trade Handel mit vielen sozialen Projekten für MitarbeiterInnen.
Kenia ist im Umbruch. Das hatten wir schon beim Anflug auf Nairobi gemerkt, als uns mitgeteilt wurde, dass wir alle Plastiktüten im Flugzeug lassen sollten, da Plastiktüten in Kenia verboten seien. Als wir an diesem Morgen die Zeitung aufschlugen, erstaunten uns folgende Nachrichten:
Aufgrund der vielen Matatu Unfällen wurden nach 15jähriger Umstellungszeit ab diesem Montag massive Polizeikontrollen durchgeführt (Sicherheitsgurte, Papiere der Matatufahrer, Geschwindigkeitskontrollen). Das führte dazu, dass kaum mehr ein Matatu fuhr und wir auf 2 Taxen umsteigen mussten.
An diesem Montag wurden auch illegal gebaute Häuser und Einkaufszentren keniaweit abgerissen. Baubestimmungen (z.B Abstand von Flussniederungen) wurden umgesetzt.
Zudem wurden in Kenia Frauen gewürdigt, die sich besonders für die kenianische Gesellschaft einsetzen. Häusliche Gewalt wie auch die erschreckend hohe Zahl an Frühschwangerschaften werden breit diskutiert.
Auf der Taxifahrt nach Isiolo veränderte sich die Landschaft abrupt, nachdem wir einen Hügel Richtung Westen passiert hatten: grüne Landschaft verändert sich in eine karge Wüste.

    

Zwischendurch passierten wir in einem Dorf einen Elefantenübergang über die Hauptstraße des Ortes. Morgens und nachts queren hier die Elefanten die Straße.
Die Busfahrt nach Wamba war dann ein Erlebnis für sich. Zwei Stunden Wartezeit bei Starkregen wegen mangelhaften Scheibenwischern, Ausstieg während der Fahrt über einen Hügel und ohrenbetäubende Musik in einem vollgepropften Bus.

 
 
   


Unsere Unterkunft „ Mathews Height“ war in noch desolaterem Zustand als beim letzten Besuch. Klotüren schlossen nicht, es gab kein Wasser. Das war das letzte Mal, dass wir bei Mathew übernachtet haben.
 
       
       
 

   

13.11.2018
 
Am nächsten Morgen trafen wir Jacinta Lenguyo, unsere Mitarberin in Wamba zum Frühstück in dem einzigen Restaurant „Giftos“.

  
 
Jacinta hatte wieder alle GinCo Mädchen eingeladen, diesmal ohne Eltern, die alle beschäftigt waren. Von den 10 Mädchen sind drei währen des 8. Schuljahres schwanger geworden, ein Mädchen (Valentine) hat ein 3 Monate altes Baby. Sie hat trotz Schwangerschaft und Geburt sowie alkoholkranken Eltern mit großer Unterstützung von Jacinta das Abschlussexamen geschrieben.

  

Eine weitere Schülerin hat unter grausamen Bedingungen abgetrieben und ist nicht mehr zur Schule erschienen. Die Dritte (Annabelle) wird nach der Geburt ihres Kindes im nächsten Jahr die 8. Klasse beenden.
Wir wurden von den 7 Mädchen begrüßt mit Liedern und Tänzen.


  




Jacinta änderte die Sitzordnung in „black and white“ und initiierte verschiedene Spiele, die sie durch das Mentoringtraining kennengelernt hatte: hier scheint das Mentoringtraining durch Golda auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.

   
 
Sie sprach mit den Mädchen über Sexualität und Verhütung in sehr klaren Worten (in Anwesenheit von Samburumännern), betonte die Wichtigkeit einer eindeutigen Sprache, kein
„Drum herum Gerede“.
 
Den Mädchen wurden wieder die bedruckten Taschen übergeben.
Nach Stärkung mit kenianischem Tee und Keksen besuchten wir die armselige, nur aus Lumpen bestehende Hütte eines GinCo Mädchens.

   

Wir saßen dann gemeinsam beim Lunch im Giftos (Chapati, Bohnen und Ziegenfleisch mit leckerer scharfer Sauce)
Bei einem abschließenden, konzentrierten Treffen mit Jacinta wurden folgende Punkte besprochen:
Alle Teams erhalten ab Januar 2019 eine Aufwandsentschädigung von 25 USD pro Monat, überwiesen wird Trimester weise alle 4 Monate. Durch dieses Geld kann Jacinta eine weitere engagierte Mitarbeiterin gewinnen, die sich ehrenamtliches Engagement nicht leisten kann.
 
Ab 2019 werden auch in Wamba 10 Mädchen aus der 7. Klasse dazu kommen.
 
Jacinta kümmert sich um einen Kostenvoranschlag für eine gebrauchte Nähmaschine, mit der (wie in Kisumu) die Uniformen selbst genäht werden können und auch (wie in Meru) Renewable Pads hergestellt und vertrieben werden können. Dadurch können GinCo Eltern ihren Lebensunterhalt verdienen, den Mädchen können zusätzliche Skills beigebracht werden.
Da es im letzten Jahr Probleme gab, in Wamba Solarlampen zu besorgen, wird Jacinta sich in Meru Unterstützung holen.
Jacinta beeindruckte uns alle durch ihre Klarheit und ihr hohes Engagement. Sie hat ein vertrauensvolles, warmherziges Verhältnis zu den GinCo Mädchen – fördert, fordert aber auch.
14.11.2018
 
Frühmorgens um 6 Uhr starteten wir pünktlich von Wamba. Dank eines sehr erfahrenen Fahrers flogen wir fast über die Hoppelpiste, begleitet vom Krähen des mitreisenden Hahns.
Gegen 16.00 Uhr kamen wir ohne weitere Zwischenfälle mit einem Express Matatu in Nairobi an und freuten uns nach 3 Tagen ohne Wasser auf Dusche und frische Kleidung.
15.11.2018
 
Am Morgen besuchten wir das interessante, neugestaltete Nationalmuseum mit vielen Funden aus der Frühzeit und anschließend das Reptilienhaus. „Nairobbery“ machte hier seinem Namen alle Ehre: Gudruns Handtasche wurde geklaut, zum Glück ohne Geld und Pass.
Am Abend verabschiedete sich die Reisegruppe mit einem leckeren Essen und dem obligatorischen Tusker Bier. Die gemeinsame Zeit war für alle Seiten sehr anregend. Sämtliche Strapazen wurden humorvoll gemeinsam gemeistert.
16.11.2018
 
Am Freitagmorgen ging es zur Abschlussbesprechung nach Kibera.


   
Hier wurden folgende Punkte besprochen: Information über Aufwandsentschädigung
Die Zusammenarbeit mit Watoto wurde konkretisiert. Für Mädchen, die eine praktische Ausbildung anfangen (vocational training) entstehen Ausbildungskosten von 12000 USD pro Jahr. Darin sind enthalten: volle Ausstattung mit allen Materialien, Vollverpflegung der Azubis, sowie Ausbildungskosten. Ein Drittel der Summe (4000 USD) muss zu Beginn gezahlt werden. Der Rest wird abgestottert wenn die Mädchen Arbeit gefunden haben. Wir vereinbarten, dass von dieser Summe GinCo die Häfte (2000 USD) übernimmt, wenn die Eltern die andere Hälfte zahlen. Ein „Letter of Agreement“ wird zwischen Watoto und GinCo vereinbart. Als Erstes wird Zena die Eltern und Guardians einladen, die große Vorbehalte gegen eine praktische Ausbildung haben und ihnen die Möglichkeiten einer solchen Ausbildung vorstellen.
Zena stellte uns ihre Überlegungen zu einem Microfinanzierungs Fond vor. Mit Kleinkrediten (ca 100 USD) könnten GinCo Mütter kleine Geschäfte aufbauen und Geld ansparen für die Finanzierung der Ausbildung ihrer Kinder. Neben finanzieller Unabhängigkeit stärken sich die Mütter gegenseitig in regelmäßigen Treffen.
In Kibera stellen Frühschwangerschaften ein geringeres Problem als „Gender based violence“ (Drogen, Alkohol, sehr enge Wohnverhältnisse, häufig nur ein Bett). Da dieses Thema sehr schambesetzt ist, hat Zena „Talking boxes“ aufgehängt, in denen Mädchen anonym ihre Situation beschreiben können.
Einmal monatlich kommt eine Beraterin, die mit den Mädchen einzeln ein vertrauliches Gespräch führt.
Weitere Vorschläge von Zena: Whats App Gruppe für Kenianische Teams, Aktivierung des Facebook Account
Abschließend besuchten wir das Haus von den von Mama Hamza gegründeten „Vision Sisters“, die sich seit 2010 um vergewaltigte Frauen kümmern (Krankenhaus, Polizei) und ihnen sichere Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.



Mit wunderbarer afrikanischer Lifemusik beendeten wir den Tag.
 
 
Reisebericht November 2018
 
 
4. Reisebericht 18.11.2018
Am Sonntagmorgen flogen wir von Nairobi nach Kisumu, wo wir von Teamleiterin Golda abgeholt wurden. Am Victoriasee gab es dann den köstlich gebratenen Victoriabarsch
(Tilapia - dry and wet).

 
 
 



 












Vom See selber war nichts zu sehen, er war von einem Teppich Wasserhyazinthen bedeckt.

 
 
 



 












Wir fuhren weiter direkt nach Masogo, 30 km nördlich von Kisumu. Dort wurden wir in einer Hütte auf einem Familien Compound einfach und zünftig unterbracht- keine Elektrik, Plumpsklo, Regenwasser zum Waschen und Kochen, 2 Doppelstockbetten zum Schlafen. Neben uns wohnten auf dem Compound Goldas Schwiegereltern und dazu Ziegen, Kühe, Schafe, Hunde.
Der Schwiegervater hat 17 Kinder mit 3 Frauen, 7 Kinder sind auf dem Compound in Masogo aufgewachsen. Abends gab es ein heftiges Gewitter mit Starkregen.
 

   

  
                                                                           
 
19.11.
Am nächsten Morgen wurden wir von Mentorin Mary abgeholt und marschierten durch Matsch und Glätte an den gefüllten Straßengräben entlang zum Golden Girls Zentrum.


  
 
       
       
 



 
In Masogo gibt es über 20 Mütter, die zu Mentorinnen ausgebildet wurden, sich regelmäßig treffen und die Mädchen in der Schule unterstützen. Jede Mentorin hat ihre Schule, die sie betreut. Nach anfänglicher Skepsis der Lehrer sind die Mentorinnen zu einem wichtigen Bestandteil der Schulen geworden. Durch ihre Arbeit wurden Frühschwangerschaften und Schulabbrüche deutlich reduziert. Es gibt einen Ältestenrat von 5 Frauen, die helfen, bei Problemen gemeinsam eine Lösung zu finden (Fragen zu Kindern, Ehe, Familie). Alle erfahrenen Mentorinnen haben einen eigenen Verantwortungsbereich (GinCo, Ruby Cup, Schulen, Table Banking).
 
Es gibt einen Kreis von 20 Frauen, die gemeinsam sparen für Saatgut, Tiere, aber auch um Schulgeld für Secondary School (Table Banking). Mehrere Frauen berichteten stolz, dass sie sich darüber Ziegen und Kühe anschaffen konnten.
Das erste Treffen mit GinCo Mädchen, Eltern und Mentorinnen wurde von der MentorinMiriam mit „Icebreakers“ eröffnet.

  
 
Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde, in der das erste Mal viele Fragen zu Deutschland kamen, äußerten die Mütter Wünsche nach mehr Geld für Nahrungsmittel, Unterwäsche und Flipflops für die 7.Klässlerinnen.
Wir wurden dabei köstlich bewirtet mit „Tee“, das bedeutet in Kenia neben Tee immer etwas zu essen wie Mandasi (ähnlich Krapfen), Melone und geröstete Erdnüsse.

  
Es folgte ein weiteres Gespräch im Kreis der 4 GinCo Mentorinnen, das dann erweitert wurde auf alle 20 Mentorinnen. Hier revanchierte sich GinCo mit einem Lunch für alle (Chapati, Sukuma Wiki, Avocado-Bananen), alles köstlich zubereitet auf einem Holzfeuer in Sichtweite).
Wie jedes Mal in Masogo wurden wir reich beschenkt, tanzten, balancierten Taschen auf dem Kopf . Die Frauen sangen in hohen Kehllauten, man wurde ständig umarmt und es wurde viel gelacht.

 

Den Rückweg legten wir im strömenden Regen zurück und kamen klitschnass und schlammverschmiert in unserer Hütte an.
20.11.18
Für den nächsten Tag waren Besuche in Häusern/Hütten der Mädchen und der Mentorinnen geplant. Dazu marschierten wir kilometerweit in glühender Hitze, unsere Begleiterinnen lachten über unsere empfindliche Haut, nahmen aber keinerlei Rücksichtnahme auf solche Empfindlichkeiten, das Programm musste durchgezogen werden.
  

Uns fiel auf, dass die Häuser deutlich gepflegter und in einem besseren Zustand waren (gestampfter Lehm, der jedes Jahr zweimal ausgebessert wird) als in Samburu und Kibera.
Vor einer Hütte wurde ein afrikanisches Ein-Saiten Instrument gespielt, zu dem alle tanzten.


  
Bei einem typisch regionalem Essen in dem Wohnhaus einer Mentorin gab es Tee, Mandasi, Haferbrot, Sardinen und mit Milch zubereitetes Sukuma Wiki. Händewaschen vor und nach dem Essen gehört in der kleinsten Hütte dazu. Während des Essens besuchten uns Hunde und Hühner, die Kinder bekamen draußen ihr Essen.


 
Zum Abschluss besuchten wir den nahegelegenen Fluss, in dem in der Regenzeit auch Hippos auftauchen, die nachts die Felder abfressen. Es gab dieses Jahr schon Todesopfer durch Hippos.
Golda brachte uns zurück nach Kisumu, wobei Jean mit einem Kabelbinder, mit dem er die Batterie befestigte, die Weiterfahrt erst möglich machte.
 
 
23.11.2018
 
Freitag besuchten wir das boot camp (Ferienfreizeit) der Golden Girls, das in einem Kinderheim am Rande von Kisumu stattfindet.
50 Kinder-Jungen und Mädchen-darunter 20 GinCo Girls aus Masogo, die das erste Mal ihr Dorf verlassen haben, beschäftigen sich eine Woche lang mit Themen wie Würde (dignity), Respekt und Mut.

  
Als wir ankamen, war gerade „Self esteem“ (Selbstwertgefühl) Thema, die Mädchen und Jungen füllten Herzen mit Eigenschaften, die sie an sich mögen. Gesprächsrunden wechseln sich ab mit praktischen Tätigkeiten. Die Kinder und Jugendlichen lernen häkeln, stricken, weben, sticken, kochen. Und sie können sich eine Woche lang satt essen!
Wir waren sehr beeindruckt über die ruhige, sehr konzentrierte Atmosphäre.