Historie
Projekt
Wohnpark Burgblick Ulrichstein
Auf dem Areal des ehemaligen "Ferienparks Burgblick" in 35327 Ulrichstein/Hessen soll nach dem Willen einer im Sommer 2014 gegründeten Initiatoren-Gruppe mit dem "Wohnpark Burgblick Ulrichstein" eine multifunktionale Wohnanlage mit Einzelhäusern und Appartments für jung gebliebene Senioren (volle Selbständigkeit) sowie seniorengerecht umgebauten Wohneinheiten für Damen und Herren entstehen, die die Rückzugsmöglichkeiten in die eigenen vier Wände mit einem abgestuften Betreuungsangebot kombinieren möchten. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich zudem ein Pflegeheim (Haus Am Schlossberg, Erlenweg 8, 35327 Ulrichstein, Tel.: 06645-78 00-100), das im "Fall des Falles" für die Vollpflege zur Verfügung steht.
Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich das ehemalige "Zentralgebäude" des Ferienparks ( (Restaurant mit Bühne und möglicher Außenbewirtschaftung, Edelstahl-Großküche, Wirtsstube im Untergeschoss, Tagungs- bzw. Gesellschaftsräume, Kegelbahn, Schießstand, kleines Hallenbad, Verwaltungs- und Werkstatträume), das - nach gründlicher Instandsetzung - die Funktion eines Zentrums für geriatrische Reha, eines Schulungszentrums für pflegende Angehörige, eines Bürgertreffpunkts usw. erfüllen könnte.
Die Einzelhäuser und Einzelappartements der noch existierenden Wohnpark-GmbH mischen sich mit den Hausgrundstücken von Privatleuten (ca. 60 Prozent des Gebäudebestands). Hierdurch existiert bereits jetzt eine echte Dorfatmosphäre und gewachsene Nachbarschaft. Interessierte Neubürger, die sich hier kostengünstig einmieten oder eine der attraktiven Mietkauf- und Kaufoptionen wahrnehmen wollen, erwartet also kein "Wolkenkuckucksheim vom Reissbrett" oder künstliches "Senioren-Ghetto" auf der grünen Wiese. Das projektierte "Seniorendorf" existiert im Grunde bereits und kann daher nicht "pleite gehen" oder sich - wie das sprichwörtliche Luftschloss - in selbige auflösen. Es wird getragen von den Eigentümern, die hier oft schon vor Jahren ihren Alterswohnsitz genommen oder eine vorausschauende Investition für den späteren Ruhestand getätigt haben.
Das Gesamtareal ist weitgehend eben und durch ein festes Ringstraßennetz (verkehrsberuhigt!) erschlossen. Es bietet auch gehbehinderten Bewohnern ausgedehnte Möglichkeiten zur Bewegung in der frischen Höhenluft des Vogelsbergs. Wer noch "gut zu Fuß" ist, hat direkten Anschluss an ein attraktives Wander-, Radwege- und Loipen-Netz in der vielgestaltigen Waldlandschaft des hohen Vogelsberges.
Auch ohne eigenes Kraftfahrzeug sind die Bewohner mobil durch die Fahrradtauglichkeit es Geländes, unser Angebot an privaten Fahrgemeinschaften, Sammel-Taxi und die Buslinien in die umliegenden Einkaufszentren bzw. zahlreichen Ausflugsziele der Umgebung.
Getreu dem Motto "Aktiv und selbständig bis ins hohe Alter" rangieren nach den Vorstellungen der Initiatoren-Gruppe freie Entscheidung, Eigeninitiative und Selbstorganisation vor Animations- und Versorgungs-Angeboten. Die Privatsphäre der Bewohner soll so weit wie möglich bewahrt, Gemeinschaft nicht aufgezwungen werden. Im Rahmen des Dorf-Konzepts soll jedem die Möglichkeit gegeben werden, sich mit eigenen Talenten, Ideen und Dienstleistungen (z.B. Fahradwerkstatt, Grundstückspflege-Service, Hilfe im Haushalt, Malkurse usw.) einzubringen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Senioren-Projekten ist Tierhaltung nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
MEHR ALS EINE BAUTRÄGER-MASSNAHME!
Der Erfolg eines Projekts wie des "Wohnparks Burgblick Ulrichstein" ist davon abhängig, dass mögliche Fehlentwicklungen schon in der Planungsphase erkannt und mittels entsprechender "vorbeugender Maßnahmen" abgewendet werden. Vor allen Dingen darf ein solches Projekt nicht zum Fremdkörper in der Region werden, sondern sollte von Beginn an in dem gesamten sozialen und wirtschaftlichen Umfeld sorgfältig vernetzt werden. Auch aus Kostengründen ist es sinnvoll, Angebote und Initiativen von Privatpersonen, Organisationen und Firmen der Region einzubeziehen, um Parallelstrukturen zu vermeiden.
Von großer Wichtigkeit ist es, bei der Realisierung des Projekts weit über die "Eröffnungsphase" hinaus zu denken und zu planen. Ein lebendiger Lebensraum für ältere Menschen, eine wirkliche Dorf-Gemeinschaft, bedarf bestimmter Voraussetzungen, die man im Fall einer Neugründung nicht über einen längeren Zeitraum "wachsen lassen" kann, sondern die bereits in der Planungsphase vorbedacht und implementiert werden müssen. Umfangreiche Erfahrungen mit "Seniorendorf-Projekten", Mehrgenerationen-Häusern usw. liegen noch nicht vor. In der Vorbereitung muss daher auf sozial- und organisationswissenschaftliches Knowhow zurückgegriffen werden, das aus Erfahrungen mit analogen "Dorf-Konstruktionen" (Kinderdorf, Feriendorf, sog. Großgemeinschaften) stammt. Gerade die Geschichte verschiedener Ferienpark-Projekte in der Region, nicht zuletzt auch die des Ferienparks Burgblick in Ulrichstein selbst, weist auf Schwierigkeiten hin, die im Interesse von Dauerbewohnern mit im Vergleich zu Feriengästen weit höheren Ansprüchen und ernsthafteren Bedürfnissen unbedingt vermieden werden müssen. Aus Erfahrungen mit großen Lebensgemeinschaften, die beispielsweise Schlösser oder Gutshöfe gemeinsam restauriert und bewirtschaftet haben, kennt man Probleme internen Streits und ständiger Fluktuation, aber auch der Lähmung von Entscheidungsprozessen durch ein zu großes Maß an "Demokratisierung".
Von entscheidender Bedeutung dürfte angesichts des sich abzeichnenden Pflegenotstands die Bewältigung der Aufgabe sein, genügend qualifiziertes und motiviertes Personal nach Ulrichstein zu ziehen und dort auch zu binden. Hierzu bedarf es einer ganzen Palette von Angeboten, die über ein "gutes Betriebsklima" weit hinausgehen:
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Bereitstellung ausreichenden und preiswerten Wohnraums, eventuell kombiniert mit Modellen zum Erwerb preisgünstigen Wohneigentums durch Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe (hierdurch könnte u.U. auch das Problem des Leerstands im Ortskern von Ulrichstein gelöst werden; siehe "Perspektiven")
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Sicherung der Kinderbetreuung für Alleinerziehende
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evtl. weiterführendes privates Schulangebot am Ort, da dieses bildungsbewusste Eltern derzeit in besonderem Maße zum Zuzug bewegen würde.
Wie aus einem Bericht über das Seniorendorf-Projekt in Meppen (siehe Linkliste am Ende dieses Beitrags) zu entnehmen ist, gehen auch die Erwartungen der Dorfbewohner im Seniorenalter weit über das hinaus, was traditionell unter "Seniorenbetreuung" verstanden wird. Zitat:
>> Ganz unter sich sein wollten nur die wenigsten Senioren, weiß Heidrun Hiller, die sich an der Hochschule Neubrandenburg mit Stadtplanung für Ältere beschäftigt: „Befragungen zeigen, dass viele ältere Menschen großen Wert darauf legen, auch am Leben der Jüngeren teilzuhaben. Sie genießen den Blick auf den Sport- oder Spielplatz, auf die Abc-Schützen an der Ampel oder auf das geschäftige Treiben zur Rushhour.“ Auch seien sie gern bereit, mal als Babysitter auszuhelfen. „Aber als unmittelbare Wohnungsnachbarn sind ihnen ruhige, gleichaltrige Bewohner oft lieber.“ Damit Projekte wie das in Meppen funktionieren, sei aber eines ganz wichtig: „Dass sich die Bewohner für die neue Gemeinschaft engagieren können. Dieses Bewusstsein kommt in Deutschland leider erst allmählich in die Köpfe.“<<
In einer Leserzuschrift zum Thema Seniorendorf Meppen heißt es:
>> Guten Tag,
meine Frau und mich 66/62 interessiert das Wohnen in einem Seniorendorf, in dem das Miteinander und Füreinander gepflegt und als wichtigstes Kriterium für eine Aufnahme angesehen wird. Falls es in einem solchen Seniorendorf die Möglichkeit der Anmietung einer Immobilie gibt, wären wir für Informationen sehr dankbar. Wir sind beide mobil, gesundheitlich nicht angeschlagen und freuen uns auf soziale Kontakte.<<
Aus diesen Zitaten lässt sich entnehmen, dass sich Personalmanagement und "Seniorenprogramm" sehr sinnvoll kombinieren lassen; etwa indem die Seniorenaktivitäten so organisiert werden, dass ein Geben und Nehmen möglich wird (z.B. Betreuung von Mitarbeiter-Kindern durch Bewohner des Seniorendorfs im Kinder-gartenbereich oder bei den Hausaufgaben, dafür Mithilfe von noch beruflich aktiven Erwachsenen und Jugendlichen bei der Pflege der Seniorenhäuser und Grundstücke).
Die Notwendigkeit weiterer generationsübergreifender Verknüpfungen unterschiedlichster Lebens- und Tätigkeitsbereiche zeichnet sich aufgrund der Tatsache ab, dass ein reiches "Dorfleben" schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht ausschließlich mit "Professionellen" sicherzustellen ist, sondern es einer Vielzahl von Aktivitäten und Angeboten bedarf, die von Freiwilligen aller Altersgruppen in einer Art Bürgernetzwerk getragen werden. Die "Perspektiven für Ulrichstein" nennen etwa gemeinschaftlich organisierte Fahrten "z.B. nach Schotten oder Lauterbach oder auch Gießen und Fulda, für Einkäufe oder Erledigungen, aber auch für die Wahrnehmung kultureller Angebote wie Kino, Theater etc."
Hier ist auch Raum für die unter "Handlungsziele 1" genannten "neue(n) vereins- und gruppenübergreifende(n) Gemeinwesen-Initiativen mit eigenen Trägerschafts- und Organisationsfunktionen, die allerdings von einer ständigen "Wohnpark-Expertengruppe" angeleitet und koordiniert werden sollten, um einen Widerspruch zwischen "gut gemeint" und "gut gemacht" gar nicht erst entstehen zu lassen.
UMSETZUNG DES WOHNPARK- KONZEPTS IN ULRICHSTEIN
Es ist sicherlich wünschenswert, den sich abzeichnenden Aufschwung bei der Entwicklung zukunftsfähiger Angebote im Bereich der Seniorenbetreuung als Rückenwind für eine schnelle Realisierung des Seniorendorf-Projekts in Ulrichstein zu nutzen. Eine langwierige Genehmigungs- und Errichtungsphase wäre m.E. gar nicht abzuwarten, sondern es könnte auf der Grundlage des vorhandenen Gebäudebestands bereits sehr kurzfristig eine "Wiederbelebung" des Ferienparks Burgblick als "Wohnpark Burgblick Ulrichstein" stattfinden. Weitere Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen wären bei intelligenter Planung auch im laufenden Betrieb zu realisieren.
Ein schneller Start auf der Basis des vorhandenen Gebäudebestands würde, flankiert durch den öffentlichen Aufmerksamkeitswert über die Region hinaus und angeregt durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten bei der Konzeptentwicklung und Personalrekrutierung sehr verkürzen und wäre auch einer Vermarktung neu zu errichtender Kleinsthäuser oder Appartements sicherlich förderlich.
U. Lange
Links zu den ersten Senioren-Dorf-Projekten in Deutschland:
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